CW (morsen) - Weltkulturerbe

CW (continuos wave) ist die einfachste Betriebsart, was die Technik anbelangt.
Man braucht kein Mikrophon, keine aufwändige Umwandlung von Sprache in die verschiedenen Modulationsarten und zurück, keinen Computer, etc. Ein einfacher Sender aus einer Hand voll Bauteilen reicht. Der Empfänger braucht nicht mehr oder wird direkt im Sender integriert und schon steht einem die Welt offen.
Natürlich muss man Morsen lernen. Von alleine versteht man das piep-piep-piep nicht und man braucht schon etwas Geduld und Sitzfleisch, bis man es so beherrscht, dass man ein erstes QSO abwickeln kann. Aber dann geht einem das Herz auf: Zum ersten Mal hat man einen anderen Amateur kontaktiert, er hat geantwortet, man hat das verflixt schwere Rufzeichen, da ja so gar keiner Gesetzmäßigkeit folgt, verstanden, den Namen des anderen auch und sogar das QTH! Oh jeh, er will wissen, was man für eine Taste und was für einen Sender man verwendet. Wo ist denn nur der Spickzettel, auf dem alles steht? Spickzettel suchen, gleichzeitig hören und schreiben: der Schweiß fließt in Strömen. Endlich ist es geschafft: Alle Informationen sind gesendet, Wetter und Grüße ausgetauscht, jetzt noch "vy 73 = tu tu e e" Puhhh - was für eine Anstrengung und wie herrlich!
So oder so ähnlich ist es wohl vielen ergangen. Mit etwas Glück hatten sie einen netten OM auf der anderen Seite, der langsam gemacht hat und ohne zu murren oder knurren seinen Namen und sein QTH ein paar Mal und sehr sehr langsam wiederholt hat. Es gibt solche OMs Gott-sei-Dank immer noch zahlreich. Nichts ist frustrierender für einen Anfänger, wie wenn sein flehentliches Bitten "QRS pse" (bitte langsamer) zu noch schnellerem Geben führt und er dann außer einzelnen Buchstaben nichts mehr versteht.

Dabei braucht der Amateurfunk und speziell die Betriebsart CW dringend Nachwuchs. Morsen ist zwar immaterielles Weltkulturerbe aber trotzdem - genau wie der gesamte Amateurfunk - vom Aussterben bedroht.
Das ist sehr schade, aber heute kann ja jeder mit dem Handy für ein paar Cent in die ganze Welt telefonieren. Wozu denn funken und dann noch morsen lernen? Die Antwort ist einfach: WEIL ES SPASS MACHT! Und weil man - wenn es wirklich mal eng wird - keine Infrastruktur braucht, um im Notfall um Hilfe zu rufen. Keinen Handymast, keinen Satelliten sondern nur ein paar Bauteile und ein Stück Draht. Und warum Morsen statt Sprechfunk? WEIL ES SPASS MACHT! Und weil man sehr wenig Leistung braucht, um ein Morsesignal über eine große Entfernung zu senden. Und weil man es noch versteht, wenn vom Sprechfunk längst nichts mehr übrig ist.

Morsetasten / - arten (kicken)
Es gibt beim Morsen / cw zahlreiche Tastentypen, die alle Vor- und Nachteile haben. Wie bei allem im Leben gilt: Das nehmen, mit dem man klar kommt und was einem am am meisten Spaß macht. Hier ein kleiner Überblick.

Handtaste / Straight Key
Staight Key
Das ist die "Standard Morsetaste" mit einem Hebel, der auf und ab bewegt wird. Bei einer Abwärtsbewegung wird der Kontakt geschlossen und bei der folgenden Aufwärtsbewegung wieder geoffnet.
Drück man lange auf die Taste entsteht ein Strich ("Dah"), drückt man nur kurz entsteht ein Punkt ("Dit"). Die Zeichen werden von Hand geformt. Es gibt hier Telegrafisten mit sehr individuellen Handschriften, meistens wird aber klassisch "sauberer" Code erzeugt.
Diese Taste ist einfach zu erlernen und für Anfänger sehr geeignet. Wenn man sie beherrscht verfügt man über eine gute Basis für alle anderen Tasten.

Sideswiper / Cootie
Sideswiper / Cootie Key
Diese Tasten haben nur einen Hebel, der seitwärts bewegt wird. Drückt man den Hebel nach links oder rechts, wird der Kontagt geschlossen, in der Mittelstellung ist der Kontakt geöffnet. Die Zeichen werden durch langes ("Dah") oder kurzes ("Dit") Drücken erzeugt. Da die ganzen Bewegungen seitlich erfolgen kann man schneller und vor allem ermüdungsfreier als mit der Handtaste geben.
Es gibt die verschiedensten Arten, wie man die Zeichen geben kann:
Klassischer Stil
Man bewegt die Hand immer hin und her ganz unabhängig davon, ob ein Strich oder ein Punkt geformt wird. Es geht immer recht - links - rechts - links. Das ist die klassische Art mit einer Cootie zu geben.
Paddle Stil
Bei dieser Art beginnt man jeden Buchstaben genau wie wenn man eine elektronische Taste benutzen würde:
Buchstaben, die mit einem Strich beginnen starten mit dem Daumen Buchstaben, die mit einem Punkt beginnen starten mit dem Zeigefinger (oder umgekehrt) und dann wieder abwechselnd recht - links - rechts ...
Gleicher Anfang
Jedes Zeichen beginnt immer auf der gleichen Seite z. B. mit einer Bewegung nach rechts (oder links), dann wird zwischen links und rechts wieder abgewechselt.
Zufall
Der OP hat sich einen individuellen Stil angewöhnt. Den einen Buchstaben beginnt er links, den anderen rechts. Aber das macht er reproduzierbar.
Instinktives Geben
OPs mit diesem Stil können nicht sagen, was sie tun. Meist geben sie sehr schnell und wenn sie versuchen zu zeigen, was sie wie geben, kommen sie durcheinander, der Code wird holprig oder bricht sogar ab.

Allen Gebeweisen ist eines gemeinsam:
Der Code hat meist eine typische Handschrift. Obwohl fast alle OPs mit der Cootie sehr sauber geben können haben sie eine eigene Handschrift und man kann nach wenigen Zeichen sagen "Aha, das ist der ..." und zwar ohne, dass er sein Rufzeichen gesendet hat.

Durk's homemade Cootie Key
Wichtiger Nachtrag:
Diesen SideSwiper hat PA3BYW, Durk selbst gebaut und mir als Geschenk in einem Päckchen geschickt. Nachdem ich nun doch einige Jahre im SSN (SideSwiperNet) aktiv bin, fand er es an der Zeit, dass ich endlich auch einmal "sideswipere".
Ein eindrucksvoller Beweis von HAM-Spirit, der Freundschaft und dem kollegialen Geist, den Funkamateure untereinander pflegen.

Halbautomatische Taste / Bug
Durk's homemade Cootie Key
Auch diese Tasten haben ebenfalls nur einen Hebel, der ebenfalls seitwärts bewegt wird.
ABER:
Die Punkte werden durch eine Mechanik erzeugt. Man drückt nur einmal in die entsprechende Richtung und dann ertönt Dit-dit-dit-... bis man wieder losläßt. Die Striche werden "von Hand" geformt: je länger man drückt, um so länger wird der Strich. Wahre Wunderwerke der Mechanik und schwer zu beherrschen.
Es ergeben sich fast schon zwangsläufig sehr individuelle Stile.
Der englische Name "Bug" (= Fehler) stammt daher, dass man einen totalen Schwachsinn gibt, wenn man diese Taste nicht beherrscht. Die Striche sind alles andere als genau 3 x so lang wie ein Punkt und Punkte gibt man entweder zu viele oder zu wenig.
Ich habe es nie kapiert... ;-(

Vollautomatische Taste / Paddle
Vollautomatische Taste / Paddle
Diese Tasten haben zwei Hebel, die unabhängig von einander seitwärts in die Mitte bewegt werden. Sie brauchen immer zusätzlich eine spezielle Elektronik. Diese erzeugt ständig Punkte bzw. Striche, solange einer der Hebel gedrückt wird: dauerhafter Druck von
--> links erzeugt dit-dit-dit-dit ...
<-- rechts erzeugt dah-dah-dah-dah ...
bis der Hebel wieder losgelassen wird oder umgekehrt, je nach dem wie die Elektronik eingestellt ist.
Drück man beide Hebel gleichzeitig werden abwechselnd Punkte und Stiche erzeugt. Die Taste macht dann automatisch "...dit-dah-dit-dah-dit-..." Die Elektronik sorgt für eine sehr genaue Gebeart, individuelle Charakteristiken sind kaum noch zu erkennen (die Elektronik schafft halt präzise wie ein Uhrwerk, Punkte und Striche sind immer exakt im Verhältnis 1:3, die Pausen zwischen Punkt und Strich sind ebenfalls genau und selbst die Abstände zwischen Worten stimmen). Mit diese Taste werden die höchsten Gebe-Geschwindigkeiten erreicht. Der Weltrekord liegt bei mehr als 360 Zeichen pro Minute, das sind mehr als 6 Buchstaben pro Sekunde!! Das hört sich dann etwa so an: Hörbeispiel 375,5 BpM

So, das war's zur Betriebsart cw. Allen, die es lernen wollen seien die Abschnitte "Links" und "Downloads" auf dieser Seite empfohlen. Und dann gibt es ja immer noch den Goooogle.